| Carlinhos
Brown (Bahia) - eine Kurzbiographie von Rainer Weichert - Fotos KSausW Februar 1997 |
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Die
Geschichte von Carlinhos Brown's Herkunft liest sich hübsch, muß aber
nicht stimmen. Dem Vernehmen nach entstammt er der Familie eines reichen Händlers,
der sein Vermögen verschenkt hat, und sich samt seiner Familie in eine
Lehmhütte verkrochen hat, um sich dem tibetanischen Lamaismus widmen. Seine
Frau und die Töchter mußten fortan mit einfacher, harter Arbeit die
einst vornehme Familie über Wasser halten. Eine Tochter, die als Waschfrau
arbeitete, gebar mit 16 Jahren einen Sohn, dem sie den Namen Antonio Carlos de
Freitas gab. Eine öffentliche Schule besuchte dieser nur ein Jahr lang und
widmete sich dann intensiv der Musik. Als junger Perkussionist nimmt er den
Namen seines amerikanischen Idols James Brown an und gründet
unterschiedliche Bands, von denen "Timbalada" bald weit über den örtlichen
Karneval hinaus für Forore sorgt. Wie weit diese Familiensage von der blühenden
Phantasie des Protagonisten geschönt wurde, bleibt dahingestellt. Daß
seine Mutter aber zu den singenden Wäscherinnen gehörte, betont
Carlinhos Brown in allen Gesprächen nachdrücklich, um dann sogleich
die Erfindung der Waschmaschine zu beklagen, die der brasilianischen Musik ihre
schöpferischen Musen geraubt hätte. ![]() |
![]() Carlinhos Brown - Moers-Festival 1997 Carlinhos Brown und die Waschfrauen haben gemein, daß sie aus der Zehn-Millionen-Stadt Bahia stammen, genauer: aus Salvador de Bahia de Todos os Santos, der afrikanischsten Stadt des Landes mit einem Schwarzen-Anteil von 70 Prozent. Ihr Umland kann man als das schöpferische Zentrum der brasilianischen Musik bezeichnen. Schnell streifte Carlinhos Brown die musikalischen Bande Bahias und seines kulturell fast autonomen Viertels Pelourinho ab. "Jeder assoziiert Bahia mit Afrika und übersieht dabei zum Beispiel seinen starken italienischen Einfluß. Der ästhetische Reichtum wird gering geschätzt. Hier gibt es auch keltische oder portugiesische Musik", so erklärte Carlinhos Brown einmal seine geheime Ambition zum Weltmusiker. Damit hat er es zum kommenden Superstar der brasilianischen Musik gebracht. Als "Mastermind" steht er hinter zahlreichen bedeutenden Plattenproduktionen seines Landes. So ist er der Begründer der bekannten Perkussionstruppe "Timbalada", hat zahlreiche Kompositionen zu Alben von u.a. Caetano Veloso, Marisa Monte, und Sergio Mendes (Grammy-Album 1993) beigesteuert und scheut auch vor eine Kooperation mit Brasiliens Heavy-Erfolgsband "Sepultura" nicht zurück. Der Mann, der mit 32 Jahren schon ein erstaunliches Reservoir an Klassikern für die besten Stimmen Brasiliens geschrieben hat, hat als Songwriter 26 Titeln zur Nummer 1 in den nationalen Charts verholfen. Dieses Oeuvre muß er sich auf der Bühne allersdings noch erspielen. 100 Platten hat er im Kopf, hat er einmal behauptet, doch veröffentlicht hat er bislang nur ein Solo-Album, "Alfagamabetizado", das für die brasilianische Musik zwar keine Revolution, aber so doch eine unübersehbare Weiterentwicklung eingeleitet hat. |
| Unser Planet verbirgt - nach Ansicht von Carlinhos Brown - eine Schatzkammer an Musik und Rhythmen, die im Verlaufe eines vereinheitlichten Geschmacksstandards vergessen werden und durch neue technische Möglichkeiten vollends begraben worden sind. Solche Schätze wiederzufinden, das ist langer, spiritueller Prozess. Dem will sich Carlinhos Brown aussetzen. Wenn Geduld in Verbindung mit Talent verlangt sind, um musikalische Ursprünge miteinander zu verbinden, dann besitzt er zweifelsohne das nötige Talent. Und die Zeit, um dies zu umzusetzen, hat er sich genommen und ein Album veröffentlicht, mit dem er sich als Künstler von großer Ausdrucksbreite und mit grandioser Fähigkeit im Überkreuzen afrikanischer und brasilianischer Musiklinien vorstellt. |
![]() Doppeltes Flottchen - Carlinhos auf der African Dance Night des Moers-Festivals 1997 |
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| CD Alphagamabetizado 1996 (?) |
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