Compay Segundo
Eine Legende ist tot
Der "Grandseigneur der kubanischen Musik", wie ihn sein Freund Wim Wenders gerne nannte, starb am 13.7.2003 an den Folgen eines Nierenleidens. Noch am Samstag abend hatten seine Musiker-Kollegen ihm zu Ehren ein Konzert in Havanna gegeben.

Schon in den 40er und 50 Jahren war er mit seinem Kollegen Lorenzo Hierrezuelo als Duo "Los Compadres" (Die Kameraden) unterwegs. Aus dieser Zeit stammt auch sein Künstlername, da er der zweite Gitarrist dieses Duos war. Geboren wurde er als Máximo Francisco Repilado Muñoz am 18.11.1907 in der Nähe von Santiago de Cuba. Schon bald spielte er als Klarinettist und später auch Gitarre in der städtischen Kapelle.

Jahrzehntelang in Vergessenheit und im musikalischen Abseits verdiente er seinen Lebensunterhalt als Zigarrenroller und als Landarbeiter, bis ihn Ry Cooder Mitte der 90er Jahre (immerhin 20 Jahre, nachdem er in Pension ging) für die Produktion seines Projektes "Buena Vista Social Club" holte, die dann den gewaltigen Kuba-Boom am Ende des 20sten Jahrhunderts auslöste. Im Alter von über 90 Jahren ging er noch auf Tournee und niemand der kein Loch in der Seele hat, wird das melancholische "Chan Chan" dieser CD je vergessen können.


Compay und Ruben Gonzales
(das Foto stammt aus dem Booklet der CD "Buena Vista Social Club)


Er gehörte zu den wichtigsten Interpreter des Son, zu seinen Markenzeichen gehörten neben dem berühmten Hut seine eigenwillige 7-saitige Gitarre Armonica, ein Mittelding zwischen der kubanischen Très und der spanischen Gitarre. "Amorrr" mit drei "r", wie er es oft mit der von wohl dosiertem Zigarrenrauch aufgerauten Stimme bei seinen Konzerten hören ließ, war auch ein Stück Lebensinhalt. Er war zuletzt mit einer 50 Jahre jüngeren Frau verheiratet und hier und da ließ er verlauten, dass er seinen 5 Kindern ein Sechstes hinzufügen wolle. Sein persönliches Aphrodisiatikum: "mit Paprika, Knoblauch und Zitrone scharf angebratener Schafnacken", verriet er gerne Augen zwinkernd.
(KS)