Gnawa Sidi Mimoun (Marokko)
August 2002

Gnawa Sidi Mimoun sind Gäste auf dem Africa-Iwalewa Sommerfest am 31.8.2002
Tickets (*) unter iwalewa@lohmar.com oder 02206-80375 ab 21.8.2002 erhältlich. Beginn 20:00 Uhr, Eintritt € 7,00
(* unbedingt vorbestellen!)
Africa-Iwalewa
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Die Traditionellen Instrumente Guembri, Qaraqeb, T'belDie Gnawa sind eine spirituell-philosophische Bruderschaft aus Nachfahren schwarzer Sklaven, die von den Arabern aus den Subsahara-Ländern West Afrikas (Mauretanien, Senegal, Mali, Niger, Guinea) nach Marokko deportiert worden sind. Ihre Mitglieder haben über die Jahrhunderte ihre vielfälltigen Wurzeln lebendig gehalten: die den Kulturen Schwarzafrikas, aber die auch die des Juden-, des Christentums und besonders des Islams.

So sind insbesondere die traditionellen Zermonien stark beeinflusst vom Sufismus, da die Bruderschaft durch Sidi Bilal gestiftet wurde, der ein Freund des Propheten und erster Muezzin des Islam war. Die Zeremonien der Gnawa basieren wesentlich auf den rituellen Musiken und Tänzen einer komplexen Liturgie (Lila oder Derdeba). In diesen Ritualen wird das erste Opfer und die Genesis des Universums durch die Beschwörung der sieben Hauptoffenbarungen göttlicher Weltenschöpfer/ Spirits in sieben Mluk (Grüsse, Teile, Schritte, Sätze) nachvollzogen, die Teil von Moussems sind.
Bei den Moussems, den jährlichen Wallfahrten haben die verschiedenen Gnawa Bruderschaften Gelegenheit zum intensiven Austausch, bei dem sie ihre verschiedenen Tänze (z. B. Aïssaoua, Jilala, Hamadsha) praktizieren. Während der Moussems finden tagsüber Prozessionen um das Mausoleum eines Heiligen statt und in der Nacht die "Lila".


Konzerte, Auftritte und Workshops
Gnawa Sidi Mimoun werden von den "m'aalem", den spirituellen Meistern Mohammed Zourbat und Amida (Ahmed Boussou) geleitet. Die Gruppe tritt regelässig in Casablanca öffentlich auf.
Abdenbi Elgadari
Ahmed Ghani
Said Tougha
Oughassal Abdellatif
Kannou Brahim


Gesang, Guembri
Gesang, Qaraqeb
Gesang, Qaraqeb
Gesang, T'bel
Gesang, Qaraqeb


Gnawa Sidi Mimoun präsentiert während ihrer Auftritte Songs aus den einleitenden Teilen der "Lila" Liturgie sowie die "neksha" Overtüre zur eigentlichen Zeremonie mit rhythmischen Tänzen.

Für ein begrenztes Publikum und nach Absprache kann Gnawa Sidi Mimoun auch das 4-6 stündige Nachtritual der "Lila" aufführen.

Nach Absprache sind auch Gnawa Musik Workshops für Kinder möglich.
In Kooperation mit dem Musiktherapeuten Davide Ferrari de Nigris, Genua/ Italien werden von den Musikern von Gnawa Sidi Mimoun Workshops und Lectures zu verschiedenen therapeutischen Aspekten der Musik unterrichtet:
  • Ethnomusik und Musiktherapie
  • Musik, Rituale und Musiktherapie in mediterranen Kulturen
  • Ethno, Techno, Trance und Extase: Die Rolle der Musik
  • Stimmen der Welt und Musiktherapie (Theorie und Praxis)
  • Musik und Musiktheraphie in Kriegsregionen
  • Musiktheraphie in westlichen Kulturen - verschiedene Behandlungsmethoden

Die Instrumente Die Traditionellen Instrumente Guembri, Qaraqeb, T'bel




Die traditionellen Instrumente der Gnawa sind
  • die Guembri - ein dreisaitiger Bass, der mit Kamelhaut bedeckt ist
  • die Qaraqebs - Metall Kastagnetten
  • T'bels - grosse Trommeln.





Biografie (ausgewählte Auftritte)
Konzerte in Euopa seit 1991
  • Opéra Garnier, Paris/ Frankreich
  • Institut du Monde Arabe, Paris/ Frankreich
  • Festival Musicale del Mediterraneo, Genova/ Italien
  • Folk Studio and Festival di Villa Ada, Roma/ Italien
  • La Notte di San Lorenzo, Milano/ Italien
  • Suoni dal Mondo, Bologna/ Italien
  • Musica dei Popoli, Firenze/ Italien
  • Hess. Rundfunk, Frankfurt/ BRD
  • 16. Kemnade Int. - Orient inside, Bochum, BRD
Lila Rituale
  • 1993 XXI Festival du Marais/ Frankreich
  • 1994 Jerusalem-Al Qods/ Israel
  • 1996 Konzerthaus Torino/ Italien
  • 1999 Festival Sons d'Hiver of Paris/ Frankreich
  • 1999 Jugendbiennale Sarajevo /Bosnien
  • 2001 16. Kemnade Int. - Orient inside, Bochum, BRD
Das Ritual der "Lila"
Als Einstimmung wird eine "Lila" im allgemeinen begonnen mit melodischen Songs in der Tradition verschiedener schwarzafrikanischer Völker (Bambara, Haoussa oder Peuls) gespielt auf der Guembri, die von geklatschten Rhythmen und Chorgesang begleitet sind. Sie erinnern an die afrikanischen Vorfahren der Gnawa - an die Fischer, Jäger und Krieger aus den Subsahara Regionen und rufen die Geister der Tiere des Waldes und der Savanne. Die melodische Struktur ist zyklisch. Eine Phrase des Solisten wechselt sich mit vom Chor gesungenen Phrasen ab. Dabei sitzen die Gnawa in einer Reihe. Tänzerische Elemente sind nicht Bestandteil dieser Eröffnung.

Darauf folgt der "kuyu", bei dem in der Regel fünf Gnawa eine Reihe vor dem Guembri-Spieler bilden und mit gemeinsamem rhythmischem Stampfen, zu tanzen beginnen. Bei dieser Gelegenheit zeigt jeder der Gnawi sein persönliches Können. Danach folgt eine Serie von Solo-Tänzen, in denen die Gnawa verschiedene Objekte wie Pfeil und Bogen, Gewehr etc. verwenden, die in den Songtexten genannt werden und die eine Referenz für verschiedene Geister sind, die später gerufen werden. Nach der "kuyu" wird traditionsgemäss eine Pause eingelegt, während der ein Mahl mit den Opfergaben von Vortag serviert wird.

Der Übergang zum wichtigsten Teil der "Lila" findet während des "neksha" statt, bei dem dann auch die Metall Kastagnetten Qaraqebs zum Einsatz kommen. Unmittelbar nachdem die Musik eingestimmt hat, erheben sich die Gnawa zum Tanz in kreisenden rhythmischen Bewegungen zum Gesang des Solosängers, der auch immer einer der Tänzer ist.

Die gespielten Tonreihen sind kreisende halluzinierende Sounds, die in langsamen Tempo beginnen und mit schnellen Rhythmen ihren Höhepunkt finden. Verschiedene Tonreihen/ Melodien werden ohne Pause aneinandergereiht und im Bruchteil eines Augenblicks umgruppiert, um in langsamerem Tempo weitergeführt zu werden. Die Melodien sind voneinander tonlich und rhythmisch eindeutig abgesetzt.

Dieser Einleitung folgt in der Regel der "aada" - eine ritueller Satz, in dem die Geister gerufen werden. Er wird traditionell von einem Priester geleitet. Im Verlauf dieses Rituals wird die Trommel T'bel geschlagen, um die unerwünschten Geister zu vertreiben. Zur Begrüssung der Anwesenden werden Datteln und Milch verschenkt. Während der "aada" beginnen oftmals die ersten Gnawa in akrobatischem Drehtanz in Trance zu fallen.

Der Rest der Nacht und damit die längste Zeit der "Lila" ist den sieben Mluk gewidmet:

Sie werden repräsentiert durch sieben Farben des Prismaspektrum, die das Urlicht/ die Energie darstellen. Aufgerufen werden sie mittels sieben musikalischer Muster, sieben Melodien und rhythmischen Elementen, die - wiederholt und variiert - die sieben Sätze der eigentlichen Gnawa Liturgie darstellen.

Während des Rituals findet jeder Spirit seine Verkörperung, sein Medium, seinen Gnawi und bringt ihn zum Tanzen. Durch die Trancetänze spricht er zu den anderen Gnawa. Sie sind der Ausdruck der Macht, Kraft, Stellung in der Hierarchie der Geister und des Charakters des jeweiligen Spirits. Die Spirits manifestieren sich auch durch Objekte, die während der Tänze benutzt werden. Häufig zu beobachten sind der Einsatz von Messern, gebrochene Gläser, Mehl etc. in den Trancetänzen.

Die Bedeutung der Art der Tänze gehört zum geheimen Wissen der jeweiligen Gnawa Bruderschaften. Ihre Ursprünge liegen wahrscheinlich in den schwarzafrikanischen Kulturen.

Die Symbolik der Farben, die den verschiedenen Spirits zugeordnet sind, ist dem Islam, dem Juden- und Christentum zuzuordnen:
  • Weiss steht für die Nachfahren des Propheten bzw. für Milani dem Schutzpatron der Bettler.
  • Grün steht für die Heiligen des Islam.
  • Das erste Schwarz steht für die sudanesischen Vorfahren.
  • Blau ist die Farbe Sidi Moussa's, dem Schutzpatron der Fischer bzw. des Meeres
  • Rot steht für die Aufopferung.
  • Das zweite Schwarz ist die Farbe für die Kinder des Waldes bzw. für die Bäume.
  • Gelb steht für die weiblichen Wesen, für die Sonne und die Ernte.
Während dieser sieben Mluk werden sieben verschiedene Weihrauchdüfte verbrannt und die Tänzer mit Schleiern in sieben verschiedenen Farben bedeckt bzw. sie tragen Kleidung in diesen Farben.

Eine "Lila" endet im Morgengrauen in einer festlichen Stimmung, während dessen ein letztes Mahl den Anwesenden serviert wird.

Die Reihenfolge, in der die Mluk präsentiert werden, hängt von den jeweiligen Familien-/ Bruderschaftstraditionen ab, die mündlich und musikalisch innerhalb der Gruppe übermittelt werden.

Die "Lila" haben eine psychisch und physisch therapeutische, wie auch eine soziale Funktion für die Mitglieder der Bruderschaft, die das Wissen um die Anwendung der spirituellen Kräfte jedoch traditionsgemäss auch in den Dienst der Heilung Nicht-Initiierter stellen und als Heiler über die Grenzen Marokkos bekannt sind.
Media:
1993 Amida Boussou Gnawa Leila I, CD 101, Al Sur, Nanterre
1995 The Masters of Guembri ALCD 145, Al Sur, Gnawa Lila II Nanterre
1995 The Masters of Guembri ALCD 146, Al Sur Gnawa Lila III Nanterre

1995 The Masters of Guembri ALCD 147, Al Sur Gnawa Lila IV Nanterre
1995 The Masters of Guembri ALCD 148, Al Sur Gnawa Lila V Nanterre
1996 Songs for Sidi Mimoun RDC 5035, Felmay, Torino
1996 Trance NT 6755, Musica 90, Torino
1999 Il Ponte - Festival Mediterraneo Genova
1999 Ritual Music from Mediterrean FMM 001 Festival Mediterraneo
Links:
Booking: Albakultur Birgit Ellinghaus, Köln (www.albakultur.de)


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